Die Eigenurin-Behandlung fiel für mich bislang
unter Skurrilitäten und es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, mit dem eigenen
Urin zu hantieren. Nachdem nun eine Freundin jedoch berichtete, sie hätte dank
Eigenurin die Hitzewallungen ihrer beginnenden Wechseljahre in den Griff
bekommen, habe ich mich einmal näher damit beschäftigt.
Was soll die Eigenurintherapie bringen?
Der Gedanke lautet in etwa: Das eigene Urin
ist sauber, keimfrei, reich an Mineralstoffen und es löst im Körper bestimmte
Reize aus, die das Immunsystem in Schwung bringen. Bei Frauen in den
Wechseljahren soll es sich zudem positiv auf das Hormonsystem auswirken und für
eine bessere Balance sorgen, die eben zum Beispiel Hitzewallungen vermeidet.
Wer dazu im Stande ist, sollte morgens das
erste frische Morgenurin auf leeren Magen trinken. Wer es einfach nicht über
die Lippen bringt, kann sich von Therapeuten eine speziell aufbereitete
Urinlösung spritzen lassen, die eine ähnliche Wirkung hat.
Übrigens soll Eigenurin auch gut zur
äußerlichen Anwendung sein und gegen alle möglichen Hautprobleme von Pickeln
über Fußpilz bis zur Neurodermitis helfen. Um den Fußpilz zu bekämpfen, sollten
die Füße im Urin gebadet werden und bei Pickeln wird ganz einfach etwas Urin
mit einem Wattebausch auf den Pickel aufgetupft. Wer jetzt denkt "Igitt!",
hat vermutlich nicht ganz Unrecht.
Mediziner lehnen Eigenurintherapie ab
Dass die Schulmedizin die Eigenurintherapie
ablehnt, verwundert nicht weiter. Sie hat dabei tatsächlich einige gute
Argumente in der Hand: Urin ist letztendlich ein Abfallprodukt des Körpers -
hier kommt alles raus, womit der Körper nichts anfangen kann: Wasser, Salze,
Harnstoff, Enzyme, Hormone und Eiweiß, aber tatsächlich auch Mineralstoffe und
Vitamine. Was der Körper nicht wollte, wird ihm durch die Eigenurintherapie
also noch einmal verabreicht.
Dazu kommt das Problem der Bakterien: Schon
auf dem Weg nach "draußen" reichern sich Bakterien im Urin an, die
sich an der frischen Luft (wenn in einen Trinkbecher gepinkelt wird) schnell
vermehren. Durch das Trinken gelangt dann eine recht große Zahl Bakterien in
den Körper, die das Immunsystem nicht anregen, sondern überfordern.
Menschen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Diabetes, Krebs, Schilddrüsenerkrankungen, Harnwegserkrankungen und
fieberhaften Infektionen leiden, sollten auf jeden Fall die Finger von der
Eigenurintherapie lassen. Wer ansonsten
gesund ist und beispielsweise an Symptomen der Wechseljahre leidet, kann es ja
einmal ausprobieren - sofern er den köstlichen Morgentrunk hinunter bringt.
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