Wer schon einmal im Ausland Kopfschmerztabletten
benötigte, hat vermutlich erstaunt festgestellt, wie günstig sie dort zu haben
waren. Was Touristen seit Jahren wissen, hat nun auch der
Arzneiverordnungsreport (AVR) wieder einmal offiziell bestätigt. Nachdem die
Statistiker im letzten Jahr festgestellt hatten, dass die deutschen Preise 30%
über denen in den Niederlanden lagen, wurde diesmal ein Vergleich mit
Frankreich angestellt: Und auch hier kamen wieder 31% Unterschied heraus. Es war das vierte Mal in Folge, dass
Deutschland schlecht wegkam.
Einsparpotenzial liegt bei mehreren Milliarden
Euro
Bei den Vergleichen des AVR werden in der
Regel hochpreisige Medikamente herangezogen, zum Beispiel das Rheumamittel
Humira, das in Deutschland 5231 Euro kostet, in den Niederlanden 3384 Euro und
in Frankreich 3004 Euro - also mehr als 200 Euro weniger. Alleine an diesem
Beispiel lässt sich sehen, woher die unglaublichen Kosten kommen, mit denen die
deutschen Krankenkassen zu tun haben (und die sie dann natürlich an ihre
Mitglieder abwälzt). An
unterschiedlichen Besteuerungen alleine kann es nicht liegen.
Dazu
muss gesagt werden, dass es sich hierbei um patentgeschützte Originale handelt,
bei denen die Pharmaindustrie so richtig abkassiert. Der AVR weist dann auch darauf
hin, dass sich durch den Einsatz von Generika statt von Analogpräparaten 2,5
Milliarden Euro pro Jahr sparen ließe. Als Analogpräparate werden Medikamente
bezeichnet, bei denen nur winzige Veränderungen vorgenommen wurden, die es dann
aber möglich machen, ein neues Patent zu bekommen und das "neue"
Medikament wieder teuer zu verkaufen. Analogpräparate werden dann auch gerne
als Scheininnovationen bezeichnet.
Wie kann ich mich wehren?
Das ist das Perfide: Als Patienten sind wir
quasi unmündig. Wir können nicht bewusst günstigere Generika wählen und dadurch
einen Teil der Kassenbeiträge zurückerhalten. Mir bereitet es aber eine gewisse
Genugtuung, mich zumindest "im Kleinen" wehren zu können: Rezeptfreie
Medikamente bringe ich mir seit längerem aus dem Ausland mit, vor allem
einfache Schmerzmittel, die im Ausland nur einen Bruchteil kosten. Wer je eine
Plastikflasche mit 1000 Ibuprofen-Tabletten für umgerechnet 12 Euro aus den USA
mitgebracht hat, weiß, was ich meine. Hoffnung geben mir auch die Online-Apotheken aus dem Ausland, bei denen ein "Online-Doktor" Rezepte ausstellt um
an günstige verschreibungspflichtige Medikamente zu kommen, die aus eigener
Tasche finanziert werden müssen. Ob diese helfen können, das unsägliche System
in Deutschland zu durchbrechen, bleibt abzuwarten…
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