Der Direktor der Klinik für Plastische, Hand-
und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover darf sich
über eine Finanzspritze von 110.000 Euro der Fritz-Behrens-Stiftung freuen. Ein
Teil des Geldes soll in die weitere Forschung zur Nutzung von Spinnenseide als
menschliche Ersatzhaut fließen, an der die Klinik bereits seit einigen Jahren
forscht. Ganz richtig: Wer
beispielsweise durch eine schwere Brandverletzung ein Haut- und Nervenimplantat
benötigt, kann sich möglicherweise Spinnenseide einpflanzen lassen. Zu "Spiderman" wird dadurch jedoch
niemand.
Spinnenseide als gut verträglicher Hautersatz
Natürlich kann dabei nicht jede dahergelaufene
Wald- und Wiesenspinne als Lieferant dienen. In Hannover wird die sogenannte
Goldene Radnetzspinne gehalten, die aus dem afrikanischen Tansania stammt und
zur Gattung der Seidenspinnen (Nephila) gehört.
Diese Spinnengattung ist für ihre ausgesprochen stabilen Netze bekannt
und bringt es im Labor in Hannover auf 400 Meter Fadenlänge, die in einer
Viertelstunde "gemolken" wird.
Aus dem Faden wird dann ein engmaschiges Netz erstellt, auf das echte
Hautzellen aufgetragen werden. Dadurch entstehen zwei Hautschichten, die stark
der menschlichen Epidermis (der obersten Hautschicht) und der darunter
liegenden Hautschicht ähnelten und zur Verpflanzung geeignet sind. Zudem können
die Fäden genutzt werden um menschliche Nerven zu reparieren.
Der Haken an der Sache: So viel Arbeit können die Spinnen gar nicht
leisten, wie menschliche Haut benötigt wird. Daher wird an der synthetischen
Herstellung der Spinnenseide gearbeitet, die später bei Transplantationen zum
Einsatz kommen soll. Allerdings ist bis
heute nicht wirklich klar, wie die Spinne ihre Fäden überhaupt produziert, so
dass der Vorgang auch nicht imitiert werden kann.
Spinnweben schon im Mittelalter als Heilmittel
bekannt
Dass der eigentlich sehr nützlichen Spinne
aufgrund ihres "gruseligen" Aussehens viel Ungerechtigkeit in Form
von aufgerollten Zeitungen und Schuhsohlen widerfährt, ist allgemein bekannt.
Weniger bekannt ist dagegen, dass Spinnweben schon im Mittelalter als
Heilmittel genutzt werden und auch heute noch in Survival- und Outdoor-Guides
als Notfallmittel empfohlen werden. Die Spinnweben stillen schnell Blutungen
und haben eine antibakterielle Wirkung, die entzündungshemmend wirkt.
Bei Schürfwunden und leichten
Schnittverletzungen genügt es, die (gesäuberte) Wunde mit Spinnweben zu
bedecken, die vorher mit einem dünnen Ast gesammelt werden. Liegt die Wunde am
Arm, kann auch ganz einfach mit dem Arm durch das Netz gegangen werden, so dass
es auf der Wunde kleben bleibt. Allerdings sollte man schon darauf achten, dass
die Spinne dabei außen vor bleibt…
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