Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert
Koch-Institutes hat ihren neuen Impfkalender vorgestellt. Neu dabei für Kinder
ist nun eine Impfempfehlung gegen Rotaviren. Diese Impfung soll sogar schon für
Säuglinge im Alter von sechs Wochen erfolgen, während die erste allgemeine
Schutzimpfung gegen alles Mögliche sonst erst nach acht Wochen erfolgt.
Gefährlicher Brechdurchfall bedroht Säuglinge
Hintergrund der frühen Impfung ist die
Tatsache, dass Rotaviren schon sehr junge Babys angreifen können. Jedes Jahr
kommen etwa 20.000 Kinder in Deutschland mit einer Rotavirus-Infektion ins
Krankenhaus. Der Brechdurchfall ist zwar an sich nicht tödlich, doch gerade die
Jüngsten leiden unter dem Verlust von Flüssigkeit und wichtigen Elektrolyten. In
schwersten Fällen führt dies zur sogenannten Exsikkose, der Austrocknung, die
tödlich verlaufen kann.
Es wird angenommen, dass etwa 90% aller Kinder
bis zum Ende des dritten Lebensjahres schon einmal eine Rotavirus-Infektion
durchgemacht haben und anschließend Antikörper bilden, die sie vor weiteren
Infektionen schützen.
Frühe Impfung schützt vor Darmeinstülpungen
Schluckimpfungen mit Rotarix oder RotaTeq
können vorbeugen. Dabei sollte die erste Teilimpfung im Alter von spätestens 12
Wochen erfolgen, idealerweise jedoch schon in der 6. Lebenswoche. Allerdings
verheimlicht die Stiko nicht, dass Impfungen durchaus Nebenwirkungen haben
können: So kann es in seltenen Fällen zur Darminvagination kommen, bei der sich
ein Abschnitt des Darms in einen anderen stülpt, wodurch die Blutversorgung
gestört wird. Ein Impfstoff gegen Rotaviren musste Ende der 90er Jahre aus
diesem Grund zurückgezogen werden. Je älter der Säugling bei der Erstimpfung
ist, umso größer ist das Risiko.
Noch immer zu wenige Impfungen
Erst vor einigen Wochen hatte ein Bericht des
Robert Koch-Institutes für Aufregung gesorgt, wonach noch immer viel zu wenige
Kinder gegen Masern geimpft seien und so mit schönster Regelmäßigkeit
Masern-Epidemien ausbrechen. Eltern fürchten noch immer häufig Nebenwirkungen
oder glauben gar an Verschwörungstheorien, wonach die Pharmakonzerne nur an
Umsatzsteigerungen interessiert sind.
Zugegeben, den schlechten Ruf haben sich die
Pharmakonzerne sicher verdient, aber trotzdem ist der medizinische Fortschritt
der letzten Jahrzehnte nicht von der Hand zu weisen. Wo Kinder mit
Schutzimpfungen gegen Infektionskrankheiten geschützt werden können, sollte
dies auch geschehen - denn nur dort, wo flächendeckende Impfungen durchgeführt
wurden, können Krankheiten auch ausgerottet werden. Dass sie stattdessen - wie
Masern oder auch Tuberkulose - wieder auf dem Vormarsch sind, ist letztendlich
ein Armutszeugnis.
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