Freitag, 20. September 2013

Deutsche Medikamente noch immer viel zu teuer

Wer schon einmal im Ausland Kopfschmerztabletten benötigte, hat vermutlich erstaunt festgestellt, wie günstig sie dort zu haben waren. Was Touristen seit Jahren wissen, hat nun auch der Arzneiverordnungsreport (AVR) wieder einmal offiziell bestätigt. Nachdem die Statistiker im letzten Jahr festgestellt hatten, dass die deutschen Preise 30% über denen in den Niederlanden lagen, wurde diesmal ein Vergleich mit Frankreich angestellt: Und auch hier kamen wieder 31% Unterschied heraus.  Es war das vierte Mal in Folge, dass Deutschland schlecht wegkam.


Einsparpotenzial liegt bei mehreren Milliarden Euro

Bei den Vergleichen des AVR werden in der Regel hochpreisige Medikamente herangezogen, zum Beispiel das Rheumamittel Humira, das in Deutschland 5231 Euro kostet, in den Niederlanden 3384 Euro und in Frankreich 3004 Euro - also mehr als 200 Euro weniger. Alleine an diesem Beispiel lässt sich sehen, woher die unglaublichen Kosten kommen, mit denen die deutschen Krankenkassen zu tun haben (und die sie dann natürlich an ihre Mitglieder abwälzt).  An unterschiedlichen Besteuerungen alleine kann es nicht liegen.

Dazu muss gesagt werden, dass es sich hierbei um patentgeschützte Originale handelt, bei denen die Pharmaindustrie so richtig abkassiert. Der AVR weist dann auch darauf hin, dass sich durch den Einsatz von Generika statt von Analogpräparaten 2,5 Milliarden Euro pro Jahr sparen ließe. Als Analogpräparate werden Medikamente bezeichnet, bei denen nur winzige Veränderungen vorgenommen wurden, die es dann aber möglich machen, ein neues Patent zu bekommen und das "neue" Medikament wieder teuer zu verkaufen. Analogpräparate werden dann auch gerne als Scheininnovationen bezeichnet.

Wie kann ich mich wehren?

Das ist das Perfide: Als Patienten sind wir quasi unmündig. Wir können nicht bewusst günstigere Generika wählen und dadurch einen Teil der Kassenbeiträge zurückerhalten. Mir bereitet es aber eine gewisse Genugtuung, mich zumindest "im Kleinen" wehren zu können: Rezeptfreie Medikamente bringe ich mir seit längerem aus dem Ausland mit, vor allem einfache Schmerzmittel, die im Ausland nur einen Bruchteil kosten. Wer je eine Plastikflasche mit 1000 Ibuprofen-Tabletten für umgerechnet 12 Euro aus den USA mitgebracht hat, weiß, was ich meine.  Hoffnung geben mir auch die Online-Apotheken aus dem Ausland, bei denen ein "Online-Doktor" Rezepte ausstellt um an günstige verschreibungspflichtige Medikamente zu kommen, die aus eigener Tasche finanziert werden müssen. Ob diese helfen können, das unsägliche System in Deutschland zu durchbrechen, bleibt abzuwarten…



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