Als kürzlich eine fast schon biblische
Heuschreckenplage über Ägypten hereinbrach, war dies im Nachbarland Saudi
Arabien ein Grund zum Feiern: Dort gelten frittierte Heuschrecken als
Delikatesse, die nun quasi tonnenweise gratis vom Wüstenwind ins Land getragen
wurde. Die Araber sind nicht alleine mit ihrer Liebe: Auch in Mexiko gehören Chapulines Fundido zu den gern
gegessenen Alltagsgerichten und in Südostasien werden neben Heuschrecken auch
Spinnen lecker am Spieß gebraten verzehrt.
Wenn es nach Ernährungswissenschaftlern geht,
sollen die Tierchen bald auch in Europa auf der Speisekarte stehen. Schließlich
gelten viele Insektenarten als ausgesprochen gesund und nährstoffreich. Das
mexikanische Instituto Technológico de Celaya führt auf, dass eine Heuschrecke
75,8 mg Kalzium und 9,5 mg Eisen auf 100 Gramm enthält, während Hackfleisch es
auf lediglich 18 mg Kalzium und 2,4 mg Eisen bringt. Wer also Chapulines Fundido statt Lasagne zum
Abendessen verspeist, versorgt sich optimal mit wichtigen Nährstoffen.
Na, sehen die nicht lecker aus? ;-) |
Kakerlaken für Vegetarier
Ein weiterer wichtiger
ernährungswissenschaftlicher Aspekt ist der hohe Proteingehalt vieler Insekten.
Ob Raupen, Heuschrecken oder Kakerlaken: Sie alle liefern enorm viel Protein
und gelten darum in vielen Ländern als wichtiges Nahrungsmittel. Vor allem
dort, wo sich die Menschen nicht regelmäßig Fleisch leisten können. Auch für
Vegetarier könnten diese Tiere eine exzellente Proteinquelle sein, finden
Ernährungswissenschaftlicher - von "Fleischkonsum" könne ja hier
nicht wirklich die Rede sein.
Mediziner sehen in einer Erweiterung der
europäischen Küche auch eine mögliche Hilfe beim Kampf gegen die grassierende
Fettleibigkeit: Insekten sind ausgesprochen kalorien- und fettarm und liefern
so sehr gesunde Nährstoffe.
Und nicht zuletzt würde ein Umstieg von
Rindfleisch auf Insekten auch eine große Erleichterung für die weltweite Umwelt
bedeuten, denn die gut 1,3 Milliarden Rinder, die heute gezüchtet werden,
verschlingen die Hälfte der weltweiten Getreideernte.
Kulturelle Unterschiede
Wer sich schon beim Gedanken an frittierte
Heuschrecken schüttelt, sollte bedenken, dass kulturelle Unterschiede in der
Ernährung allgegenwärtig sind. In Frankreich gelten beispielsweise Schnecken
als Delikatesse und Skandinavien hält halb-verwesten fermentierten Fisch in
Ehren. Und weltweit beliebt sind
Meeresfrüchte wie Krabben und Garnelen, die biologisch gesehen weit enger mit
Insekten verwandt sind als mit Kühen oder Schweinen. Letztendlich geht es nach Ansicht der
Wissenschaftler nur darum, den Ekel gegen das Unbekannte zu überwinden.
Immerhin gibt es schon einige mutige Restaurants, die Mehlwürmer- oder
Heuschrecken-Salat auf der Speisekarte haben.
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