Mittwoch, 30. Oktober 2013

Wunderheilungen sind selten verwunderlich

Hand aufs Herz: Haben Sie sich nicht auch ab und zu schon mal gefragt, ob es "Wunder" tatsächlich gibt? Immer wieder liest man von Menschen, die sterbenskrank im Rollstuhl in Wallfahrtsorten wie Lourdes ankamen um drei Tage später mopsfidel ins Flugzeug nach Hause zu hüpfen. Erwiesen ist schließlich, dass die menschliche Psyche einen großen Einfluss auf die Heilungschancen von Kranken hat - und dass Menschen, die ganz fest an ihre Heilung glauben, auch schneller gesund werden als Skeptiker, die Ärzten und Krankenhäusern grundsätzlich misstrauen. Trotzdem habe ich nun mit Erleichterung gelesen, dass sich die meisten angeblichen Wunder in Lourdes medizinisch erklären lassen.

68 Wunder in Lourdes seit 1858

Im südfranzösischen Ort Lourdes in den Pyrenäen war der jungen Bernadette Soubirous 1858 mehrmals die Jungfrau Maria erschienen und hatte ihr eine bis dahin unbekannte Quelle in einer Grotte gezeigt. Die Erscheinung beauftrage Bernadette mit dem Bau einer Kirche in der Grotte, die heute einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Christentums ist. Seit 1858 wurden in Lourdes 7000 Heilungen verzeichnet, von denen eine medizinische Expertenkommission jedoch nur 68 als Wunder einstuften.

Der einzige deutsche Arzt in der Expertenkommission, Rolf Theiss, berichtet von durchschnittlich nur zwei bis drei Fällen, die tatsächlich medizinisch überprüft werden müssen - bei vielen angeblichen Heilungen war entweder die Heilung oder die Krankheit vorgetäuscht worden oder es handelte sich um psychosomatische Krankheiten. Vielfach kamen auch Menschen nach Lourdes, die sich längst in ärztlicher Behandlung befanden und ohnehin auf dem Weg der Besserung waren.

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Zahl der anerkannten Wunderheilungen immer mehr abnahm, je weiter sich die moderne Medizin entwickelte. Dies ist übrigens nicht nur in Lourdes der Fall, sondern auch im portugiesischen Fátima, einem weiteren beliebten Wallfahrtsort.

Wunderheilungen gibt es überall

Mediziner wie Rolf Theiss sehen dann auch in den tatsächlich anerkannten Wunderheilungen in Lourdes einfach nur Spontanheilungen, die tatsächlich immer mal wieder auftreten - allerdings überall. So könne jemand auch in New York oder am Strand von Thailand spontan von seinen Krankheiten geheilt werden. Dass es in Lourdes so viele Spontanheilungen gibt, liegt eben auch daran, dass sich dort jedes Jahr zigtausende Kranke in der Hoffnung auf Heilung tummeln. Sollte mich das Schicksal je in den Rollstuhl verbannen oder erblinden lassen, werde ich dann wohl auch eher an einem sonnigen Strand auf meine Spontanheilung warten als in Lourdes.

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